Dienstag, 29. Mai 2012

...nur der Mann im Mond schaut zu

Es gibt Dinge, die mag ich, wie zum Beispiel: Bier, Spaghetti, Star Wars, Tattoos, Leopardenmuster und Jam Sessions. Es gibt auch Dinge, die mag ich gar nicht, wie: Tequila, Karfiol, Comic Sans MS, schlechte Comic-Verfilmungen (also im Prinzip fast eh alle...) und Clowns. Und dann gibt's noch die dritte und abscheulichste Kategorie, Dinge die mir schon wenn sie ausgesprochen werden, die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Und das sind meine beiden Erzfeinde: Veränderungen und Erwachsen werden.

Veränderungen funktionieren im Prinzip schon. Das ist dann wie bei dummen Haustieren, denen man vorgaukelt sie kriegen ein super Leckerli und in Wahrheit fressen sie Antibiotika. Soll heißen: Solange ich nicht mitbekomm, dass gerade eine Veränderung stattfindet, kann ich damit leben. Nur aufgrund einiger unglücklicher Umstände in den vergangenen Wochen, kann ich mir nicht mal mehr selber vorspielen, dass eh alles beim Alten ist. Eine Sicherheitsleine zu meiner Kindheit ist quasi gekappt worden und ich konnte nur daneben stehen, Händchen halten und immer wieder beteuern, dass alles wieder gut wird. Und das bringt uns dann auch schon zu meinem nächsten Erzfeind: dem Erwachsen werden...
Ich mein, ja, gut, das Erwachsen sein bringt schon paar ziemlich coole Sachen mit sich, Sex zum Beispiel, Scotch – lernt man erst ab einem gewissen Alter zu schätzen, oder Auto fahren, auch pipifein.
Aber wenn ich jetzt oben genanntes mal vergleiche mit den Erinnerungen aus meiner Kindheit, stinkt alles irgendwie dezent ab... Da denke ich zum Beispiel grad an meinen Opi, mich und seine alte Westerngitarre, wie wir auf der Stiege sitzen, bei sternenklarer Nacht und, zum Verdruss aller Nachbarn, laut, falsch und mit Begeisterung "La le lu, nur der Mann im Mond schaut zu..." trällern. Oder an die unbeschreibliche Vorfreude, wenn ich gewusst hab, dass die Oma heut zmittag ihre himmlischen Spaghetti macht. Und ja, verdammt, mir ist bewusst, dass ich wie ein altes verbittertes Weib kling, aber damals... damals hat man mir Papier und Stift in die Hand gedrückt und ich war glücklich. So bescheiden bin ich heute nicht mehr. Utopische Begriffe wie Millionärin oder Supermodel, hab ich zwar schon von meiner Wunschliste gestrichen, den Rockstar jedoch wird man so schnell von seinem Ranking nicht vertreiben können. Aber selbst die Sachen die ich erreicht hab, sind offensichtlich nicht der legendäre Schlüssel zum Glück. Also können die, die's geschafft haben mit sich selbst und dem Fortschritt der Zeit im Reinen zu sein, bitte nen Sprung bei mir vorbei schauen und mir Nachhilfestunden geben? Wo ihr mich findet? Ich sitz hinten, im Garten auf den Stiegen, mit meiner Westerngitarre. Folgt dem leisen "La le lu..."


Dienstag, 31. Januar 2012

Die Welt ist nicht genug...

Seit gut 3 Monaten bin ich ganz offiziell, auf Brief und mit Siegel, kein Student mehr. Was schade ist, denn ihr müsst wissen: Ich war ein super Student. Ich war prinzipiell die letzte die eine Party verlassen hat und prinzipiell aber auch die letzte die den Hörsaal betreten hat. Obwohl mein Wahrnehmungsvermögen bei den meisten Vorlesungen eher getrübt war, habe ich, zumindest bei den Fächern die mein Interesse geweckt hatten, trotzdem brav und engagiert meine Meinung kundgetan. Im Ausschlafen war ich Meister. Mein letztes Geld gab ich lieber für Zigaretten als für Essen aus, die hatte ich logischerweise notwendiger. Die Blasen an meinen Fingern gaben einen stummen Hinweis auf die Mortal Kombat Nachmittage mit Peta. Mein Weinregal war nicht mit teuren, aber dafür mit erlesenen Tropfen zum Verzehr mit meiner Sami gefüllt und meine Stimme hatte einen rauchigen Touch a la Janis Joplin von den Jam Sessions mit Chrizzl. Kurzum konnte man mich ohne zu zögern in die Schublade "perfekter Student" stecken. 

Und nun, 3 Monate später, schau ich mich in den Spiegel und denk mir "Verdammt!". Genau genommen hätt ich's eigentlich geschafft. Ich hab das Ziel, das ich seit meinem 10. Lebensjahr vor Augen hatte erreicht. Quasi jetzt alles super, toll und himmelblau. Und auch wenn meine Geldsorgen somit ad acta gelegt wurden, mein Weinregal exquisiten Zuwachs bekommen hat und meine Stimme wieder klingt wie die eines Goldkehlchens, weil ich nicht mehr selber singen muss, sondern mir tatsächlich Konzertkarten leisten kann, so hat diese ganze normale Welt doch einen bitteren Beigeschmack für mich... Nicht nur dass sich meine Lieben mittlerweile quer über den Erdballen erstrecken, nein... Die Erkenntnis schlechthin, die mich als Freigeist so erschüttert: ICH BIN KEIN STUDENT MEHR! Ich gehöre ab sofort zum Club der Working Class Heroes... Yeay?